Niedermarkt Klosterneuburg

Der Niedermarkt und sein Erscheinungsbild waren vor allem in den letzten Jahrzehnten durch die Funktion als Verkehrsknotenpunkt geprägt. Während um 1900 noch Pferdekutschen das Bild dominierten, sind es heute Autos und Busse. Bereits im Jahr 1895 waren der zunehmende Verkehr und die damit verbundene hohe Zahl an Stellwagen ein Problem. Die vor den Häusern statt auf den dafür vorgesehenen Standplätzen abgestellten Fuhrwerke erzürnten die Bewohner und führten zu einer Beschwerde an den Gemeinderat der Stadt. Der Bürgermeister Leopold Medek nahm sich der Sache persönlich an und bemühte sich um mehr Disziplin bei den Fuhrwerksbesitzern.

Viele Klosterneuburger erinnern sich wahrscheinlich noch, dass es auf dem Niedermarkt auch die Möglichkeit zum Tanken gab. Zu Beginn wurde eine schlichte Zapfsäule aufgestellt, die im Laufe der Zeit versetzt und schließlich zur Tankstelle vor dem stiftlichen Wassertor ausgebaut wurde. Nach längerem Kampf und einer Bürgerinitiative wurde diese 1997 abgerissen, wodurch ein ungehinderter Zugang zur neueröffneten Orangerie des Stiftes Klosterneuburg entstand.      

Im Laufe der Zeit kristallisierten sich einige Themen heraus, die die Gestaltung des Platzes dominierten. Das Offensichtlichste war die fehlende Weitläufigkeit beziehungsweise die Verbauung. Diesem Problem konnte nach und nach entgegengewirkt werden. So wurde 1935 das Haus Niedermarkt Nr. 2, das als einziges mitten am Platz stand, abgerissen, um den entstandenen Freiraum als Verkehrsfläche zu nutzen. Eine weitere Engstelle in Richtung Stadtplatz wurde durch die Restauration Peisar und das ehemalige Gasthaus Nunner geformt. Zweiteres war ein seit Jahrzehnten bestehendes Gasthaus, auf dessen Gebäude sogar die Schank- und Gastwirtschaft ratifiziert war. Zur Entschärfung der beschriebenen Gefahrenstelle wurde das Haus Niedermarkt 23-25 im Jahr 1939 abgerissen. Elf Jahre später stürzte das benachbarte „Utz-Haus“ in sich zusammen und veränderte das Erscheinungsbild des Platzes erneut. Die weitere Geschichte dieser Grundstücke ist eng mit dem Rathausplatz verbunden. Als die Stadtgemeinde 1959 die Errichtung des Amtsgebäudes mit Stadtsaal und Wohnungen auf dem Rathausplatz anstrebte, sollte die Zentralsparkasse aus ihrem eigens errichteten Sitz, dem heute noch erhaltenen Nachbargebäude des alten Rathauses, ausziehen. Die beiden Parteien einigten sich auf einen Liegenschaftstausch. So erhielt die Zentralsparkasse das Grundstück Niedermarkt 21, das durch Zusammenlegung der ursprünglichen Konskriptionsnummern 238 bis 240 geschaffen wurde. Hier entstand ein neuer Komplex, entworfen vom Architekten Richard Hübschmann, der nicht nur die neuen Bankräume beherbergte, sondern auch ein Postamt, eine Ordination, einen Modesalon, eine Fahrschule und mehrere Wohnungen.
     
Als in den folgenden Jahren die Ideen und Projekte für eine Donaubrücke im Raum Klosterneuburg auftraten, wollte man sich für die bevorstehende Verkehrsentwicklung wappnen und entschied sich für eine Umstrukturierung des Platzes. Im Zuge des Umbaus des Niedermarktes verschwand das Katzenkopfpflaster, welches aufgrund seiner Rutschgefahr durch Asphalt ersetzt werden musste.

Im Jahre 1988 wurde der Niedermarkt erneut einer großen Umgestaltung unterzogen. Eine der offensichtlichsten Änderungen war die gemeinsame Streckenführung der beiden Fahrspuren. Zuvor wurde der Fahrstreifen in Richtung Stadtplatz neben der Bahn geführt, während die Verkehrsteilnehmer, die nach Wien unterwegs waren, an den Geschäften und Häusern vorbeigeleitet wurden. Mit der Zusammenlegung der beiden Fahrstreifen sollte eine Fußgängerzone entstehen und die Jahrzehnte alte Vorstellung des Niedermarktes als Verkehrsknotenpunkt in den Hintergrund treten. Während der Verkehr bei den vergangenen Planungen und Umgestaltungen des Platzes eine große Rolle gespielt hatte und vorrangig ein reibungsloser Verkehrsweg angestrebt worden war, sollte der Bereich nun Klosterneuburger und Touristen zum Flanieren einladen.

Zusammenfassend lässt sich erkennen, dass sich der Niedermarkt während der letzten einhundert Jahre in einem stetigen Wandel befand und sich wie ein Chamäleon stets an die aktuellen Bedürfnisse anpasste.


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