Kellertheater im Wilheringer Hof

Wilheringer Hof 1993

Wie bereits in der letzten Ausgabe erwähnt, öffnete das Kellertheater Wilheringerhof in der Albrechtstraße 61 am 02. März 1990 seine Pforten.

Bei der Eröffnungsfeier spielte das Klosterneuburger Ensemble „Die Unverbesserlichen“ vor zahlreichen Ehrengästen ein buntes Allerlei aus seinen bisherigen Produktionen wie zum Beispiel „Pension Schöller“ und „Perpetuum Mobile“. Als krönender Abschluss wurden Bürgermeister Dr. Gottfried Schuh, Stadtrat OSR Paul Mürwald und Jugendgemeinderat Helmut Radauscher per Urkunde zu „Unverbesserlichen h.c.“ ernannt. Damit drückte die Theatergruppe den Verantwortlichen ihren Dank für die Bemühungen um die Schaffung dieser Einrichtung, die eine große Lücke im Klosterneuburger Kulturleben schließen sollte, aus.

Denn der Weg des historischen Wilheringer Hofes hin zu seiner heutigen Bestimmung war ein durchaus dornenvoller. Die wechselhafte Entwicklung des Gebäudekomplexes ging nämlich nach der Einweihung des benachbarten Kindergartengebäudes im Jahr 1903 spannend weiter und sollte bis ins Jahr 1990 eng mit diesem verknüpft bleiben: Bereits 1938 mussten Teile der Volksschule, die bis dahin gemeinsam mit der Bürgerschule in der Langstögergasse 15 untergebracht gewesen waren, aus Raumnot in das Kindergartengebäude übersiedeln. Aber auch dort herrschte für die kommenden Jahrzehnte akuter Platzmangel, der durch die zusätzliche Unterbringung der Sonderschule weiter verschärft wurde und erst durch den Bau des 1978 eröffneten Sonderschul- und Kindergartengebäudes in der Langstögergasse abgemildert werden konnte. Dennoch war die Platzproblematik in der VS Albrechtstraße nicht ausreichend gelöst. Wie schon 1892 überlegte die Stadtverwaltung erneut, den nötigen Raum für einen Ausbau des Schulgebäudes durch Schleifung des barocken Lesehofes zu schaffen. Dies wurde jedoch vom Bundesdenkmalamt untersagt und die Pläne mussten völlig neu überarbeitet werden. Schließlich konnte die Erweiterung des Schulgebäudes unter Einbeziehung der historischen Bausubstanz (im Obergeschoß des Hauses Albrechtstraße 61 wurde zunächst die Schulwartwohnung und später die Direktion untergebracht) 1982 fertiggestellt werden. Das Lager des ehemaligen Lesehofes wurde in der Folge als Keller der Schule genutzt.

Ende der 80er Jahre wurden seitens der Klosterneuburger Jugend und der örtlichen Kleinkunstszene die Rufe nach einer Spielstätte für Theaterveranstaltungen immer lauter. Nach einer provisorischen, aber erfolgreichen Nutzung des oben erwähnten Kellers im Sommer 1988 entschloss sich die Stadtgemeinde auf Initiative des damaligen Kulturstadtrates OSR Paul Mürwald, den entsprechenden Umbau in Angriff zu nehmen. Das neu geschaffene „Kellertheater Wilheringerhof“ bot nach Abschluss der Adaptierungsarbeiten insgesamt 87 Besuchern Platz und beherbergte in einem Zubau sowohl die Künstlergarderoben als auch eine Toilettenanlage.

Von Anfang an spielten sich heimische Kleinkunstensembles in die Herzen des Publikums. Eine Lesung des Dichters H.C. Artmann wurde sogar im Fernsehen übertragen. Drei Jahre nach der Eröffnung wurde das Programm auf regelmäßigen Spielbetrieb umgestellt und der Schwerpunkt auf Kabarett und Kindertheater gelegt. Die Einführung von Wahlabonnement-Zyklen sowie die Tatsache, dass die Bühne besonders für Vorpremieren überregional bekannter Künstler eine gesuchte Lokalität war, ließ die Besucherzahlen weiter kontinuierlich ansteigen. Mittlerweile ist das Kellertheater – wie in der Zeit seiner Gründung erhofft – nicht mehr aus der Klosterneuburger Kulturszene wegzudenken.


06.12.2021

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