Das große Krabbeln
Karl Mandl wurde am 18. Oktober 1891 in Kritzendorf als Sohn eines Buchmachers geboren. Er maturierte in der Radetzky-Realschule im 3.Bezirk in Wien und studierte anschließend in der Technischen Hochschule Wien Technische Chemie. Er absolvierte zwei Staatsprüfungen und arbeite danach in der Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt bis er im ersten Weltkrieg zum Militärdienst an die russische Front eingezogen wurde. Bis 1920 musste er in Kriegsgefangenschaft in Sibirien bleiben. Nach seiner Heimkehr, widmete er sich seiner beruflichen Laufbahn als Lehrer und später Professor für technische Chemie am TGM in Wien. Er war dort bis zu seiner Pension 1947 auch als Leiter zweier Versuchsanstalten und danach noch als Berater tätig.
Parallel arbeitete Karl Mandl an seiner Dissertation über technisch-mikroskopische Untersuchungen an Samen von Wolfsmilchgewächsen.
Seine Leidenschaft für Botanik und die Insektenwelt, insbesondere Käfer, wurde schon in frühester Kindheit von seinem Vater geweckt und gefördert, der mit ihm Käfer sammelte, identifizierte und präparierte. Auch während seiner 6-jährigen Gefangenschaft in Russland nutzte er jede Möglichkeit für Exkursionen in der freien Natur und zum Sammeln. Bei seiner Rückkehr brachte er 40.000 Käfer, 3000 Schmetterlinge, viele andere Insekten, Pflanzen und Gesteinsproben mit, die er großteils dem Naturhistorischen Museum überließ. Karl Mandl wurde im Laufe der Jahre zum international bekannten Spezialisten für die Taxonomie von Sand- und Laufkäfern und veröffentlichte einer Vielzahl an fachspezifischen Publikationen. Er interessierte sich vor allem für die Entwicklung und Verbreitung dieser Käfergattung rund um die Welt und ist dabei auf neuartige Faktoren und Erkenntnisse gestoßen. Er konnte zum Beispiel den Einfluss von Plattentektonik oder Paläoklima (klimatischen Verhältnisse der erdgeschichtlichen Vergangenheit) in Bezug auf die Laufkäferpopulation nachweisen.
Auf Grund der Leistungen und Bemühungen auf dem Gebiet der Koleopterologie (Käferkunde) wurden Karl Mandl im Lauf seiner wissenschaftlichen Karriere mehrere hohe Auszeichnungen verliehen. Er starb im hohen Alter von 98 Jahren am 21. August 1989 in Wien.