Beiträge vom 25. November 1866

Einladungskarte zur Eröffnungsfeier 1866

Das heute verschwundene Gebäude „Zum Herzogshut“ am Rathausplatz 24 war in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts das Veranstaltungszentrum der Stadt schlechthin.

Bürgermeister Rudolf Skall

Sein Eigentümer war Rudolf Skall, pensionierter Sekretär und Güterdirektor bei Erzherzog Rainer und Besitzer des Berchtesgadner Hofes in der Agnesstraße 61. Er wurde am 05. August 1810 in Wien geboren, im Juni 1864 in den Klosterneuburger Gemeinderat gewählt und war von 1870 bis zu seinem plötzlichen Tod am 22. Oktober 1872 Bürgermeister unserer Stadt. Bereits 1862 hatte er das Herzogshutgebäude, das sogenannte „Casino zu Klosterneuburg“, gekauft. Die Klosterneuburger Tischgesellschaft, der Fröhlich- und Geselligkeit verpflichtet, die „Ritter der Tafelrunde zu Klosterneuburg“, hatte das Lokal bereits 1865 zu ihrer „Stammburg“ auserkoren. Skall wollte das Etablissement auf ein höheres Niveau für das gesellige Leben der Stadt heben. Er ließ große Adaptierungen vornehmen, baute einen prächtigen Festsaal ein und eröffnete diesen am 21. November 1866 mit einem glänzenden Fest. Ihm ist es auch zu verdanken, dass Wiens damals bekannteste Kapelle – das Orchester der Gebrüder Strauß – zu diesem Anlass in seinem Lokal gastierte. 



Doch lesen Sie selbst:

Fremdenblatt Wien

„Eröffnung des neuerbauten Tanzsaales im Kasino zu Klosterneuburg:
Die Munifizenz eines allgeachteten Realitätenbesitzers, welcher die Stadt Klosterneuburg schon manche freundliche Spende verdankt, eröffnete am 21. d. Monats dem tanzlustigen Publikum daselbst einen geräumigen und sehr geschmackvoll dekorierten Saal mit einer Festhalle, wozu die Kapelle der Brüder Josef und Eduard Strauß aus Wien berufen war, welche beide Genannten bis zum Schlusse des Festes persönlich dirigierten. Civil und Militär betheiligte sich lebhaft an diesem Balle dessen Reinertrag den Armen Klosterneuburgs zufloß. Ein schimmernder Kranz von mitunter sehr hübschen Damen in sehr gewählter Toilette schmückte das Fest, welches zahlreiche Gäste aus Wien zur freudigen Aufopferung einer Nacht begeistert hatte. Es fehlte nicht an Toasten und poetischen Ovationen, welche die Festgeber und Gäste sich gegenseitig in heiterster Stimmung darbrachten und bis 4 Uhr Morgens währte dieses in jeder Hinsicht glänzende Ballfest, dessen materieller Reiz die ausgezeichnete Bedienung der Gäste mit schmackhaften Speisen und trefflichen Getränken Dank der löblichen Fürsorge des Kasinopächters Herrn Mäder wesentlich erhöhte.“


Die Vorstadtzeitung ergänzte:

„[…] Sowohl die Baulichkeit als auch die geschmackvolle Dekorierung dieses Festsaales: weiß mit gold und Purpursamtlambris [Halbhohe Wandverkleidung] erinnert an den schönen Salon im Hotel zum weissen Ross in Wien. Es hatte sich zu diesem Ballfeste eine exquisite Gesellschaft eingefunden. Mit den Honoratioren der Stadt wetteiferten die Offiziere der dortigen Garnison, den zahlreich und mitunter in reizenden Toiletten erschienenen Damen, ein so glänzendes als in jeder Hinsicht befriedigendes Vergnügen zu schaffen. […] und es ist ohne Zweifel, dass in dem neuen Saal zum „Herzogshut“ sowohl die Klosterneuburger als auch die Wiener noch viele heitere Feste erleben werden.“

06.03.2023

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