Geschichte
Nach dem Beschluss 1902 ein Bad zu errichten, begann man 1903 mit den Bauarbeiten und schuf in kürzester Bauzeit die neue Badeoase an der Donau. Das urspründliche Bad bestand aus dem in der Donau vertäuten Badeschiff (daher der Name "Strombad"), einem Vorplatz (noch heute Hauptplatz genannt) sowie mehreren Hüttenzeilen. Damals gehörte das Bad zu einem der ersten Freiluftbäder Österreichs. Zahlreiche bekannte Persönlichkeiten nutzten das Bad als Ort der Erholung und für ihr geistiges Schaffen. 1927 wurde der Architekt Alfred Rollig mit der Gestaltung von Rondeau, der "Brücke", den umgebenden Objekten und dem Platz davor (Wetterhäuschen, Musikpavillon) beauftragt. Tausende Besucher strömten in den 30er Jahren in das Strombad Kritzendorf, welche auch die „Riviera an der Donau“ genannt wurde.
Nach dem Ersten Weltkrieg erfuhr das Strombad Kritzendorf eine Durchmischung der Gesellschaftsschichten und gab der Stadtgemeinde Klosterneuburg einen neuen Impuls. Das gesellschaftliche Treiben zwischen Literatur und Musik nahm immer mehr zu. So wurden die Besucher auch mit den Klängen der Wiener Symphoniker verwöhnt, die nicht nur Arien aus „Aida“ spielten, sondern auch zum Tanzen einluden. Sogar Lieder wurden über das Bad in Kritzendorf geschrieben: u.a. von Karl Farkas ("Ich heb einen Onkel in Kritzendorf") und Hermann Leopoldi ("Mein Schatz ist bei der Feuerwehr in Kritzendorf"). Das Strombad fand sich auch in Romanen von Heimito v. Doderer (Strudelhofstiege) und Friedrich Torberg (Tante Jolesch) wieder. Auch die Architektur wurde zu keinem unwesentlichen Faktor. Viele Häuschen entstanden durch die bekannten Architekten Adolf Loos, Felix Augenfeld oder Heinz Rollig und verwandelten das Strombad in ein kleines architektonisch vielfältiges „Dörfchen“. Doch 1938 wurde diese Idylle durch den Hereinbruch des Nationalsozialismus zerstört. Viele Besitzer mussten ihre Häuser verlassen. Dieser Einbruch in der Geschichte des Bades konnte auch durch die Enteignung nationalistischer Gesinnungsgenossen im Jahr 1945 nicht mehr gutgemacht werden.
Die Lokalitäten wurden von prominenten Persönlichkeiten wie dem Bundespräsidenten Theodor Körner, Johannes Heesters oder Jochen Rindt besucht, die hier ebenfalls die ruhige Atmosphäre genossen. Aus den unterschiedlichsten Schichten kamen alle zum Strom – wie die Familie Herz oder der Schriftsteller Heimito von Doderer. In den folgenden Jahren veränderte sich das Areal zwar durch seine Bauten, doch auch heute noch wird das Flair von damals in zahlreichen Häuschen widergespiegelt. Selbst die immer wiederkehrenden Hochwässer konnten bewältigt werden und vertrieben nur wenige der eingesessenen Badbewohner. Der im Jahr 2002 renovierte Rondeauplatz als Zentrum des Bades wurde in seiner ursprünglichen Weise wieder aufgebaut und erstrahlt in neuem Glanz.
Ö1-Beitrag: Sommer am Strom - Leben mit Geschichte [5.514 KB]
Hier finden Sie eine Dokumentation der Reihe "Erbe Österreich" über das Strandbad und Strombad.
Kein Strombad ohne Musikpavillon
Das kulturelle Juwel des Strombads Klosterneuburg-Kritzendorf ist in neuem Glanz zurückgekehrt. Das rund 4 Tonnen schwere Bauwerk steht nunmehr auf einer massiven Stahlbeton-Unterkonstruktion und wurde mit LED-Lichtern um ein reizvolles Detail ergänzt. Seit Sommerende entstand auf der Liegewiese ein Neubau, der wie sein Vorgänger Zeiten und Hochwässer überdauern und auch die nächsten Generationen erfreuen soll.
Der Musikpavillon auf der Liegewiese des Strombads Kritzendorf wurde nach dem Vorbild aus den 1920er Jahren neu errichtet. Bei der Farbgebung in Weiß kombiniert mit hellen und dunklen Grüntönen kehrte man zu den Ursprüngen zurück. Architekt Mag. Günther Lausch und Ing. Andreas Fuchshuber, Leiter der Bäderverwaltung, stießen nach dem Abtragen etlicher Schichten an Farbe auf den alten Holzschalungen schließlich auf den allerersten Anstrich. Architekt Mag. Günther Lausch zeigte sich vollauf zufrieden mit dem fertigen Ergebnis.
Die tragende Platte sowie die Säulen aus Stahlbeton und die Holzkonstruktion wurden so ausgeführt, dass Hochwässer der Substanz künftig keinen erheblichen Schaden zufügen sollten. Die abnehmbare Verkleidung und die dahinter liegende Tragkonstruktion können leicht von Verschlammungen gereinigt werden. In der Decke wartet der Musikpavillon dank LED-Lichtleiste mit einem raffinierten, modernen Detail auf.
Die Strominstallationen wurden in einer der Säulen versteckt, sodass für Veranstaltungen wie Hochzeiten und andere Feiern oder Konzerte ausreichende Anschlussmöglichkeiten verfügen. Mit der Montage eigener Anschlaghaken für Segeltücher oder Leinwände, die zwischen Decke und Säulen gespannt werden können, wurde ein weiteres, historisches Detail aufgegriffen.