Die Bormanns

Fotos der Bormann Schwestern - Klug Kampagne

Eine Familie voller Doktorinnen

Dr. Emma Milch-Bormann wurde 1887 als ältestes von vier Kindern von Eugen und Auguste Bormann geboren, die Familie zog im Jahr 1900 von Deutschland in die Buchberggasse nach Klosterneuburg. Der Vater Eugen war ein bekannter Althistoriker und Epigraph, der sich bei der Erschließung von Carnuntum verdient machte.


Emma Bormann studierte Germanistik und Prähistorik an der Universität Wien und promovierte 1917 in Urgeschichte. Ihre größte Leidenschaft war allerdings die Kunst. Die künstlerische Ausbildung erfolgte zuerst bei Franz Rumpler, dem bekannten Klosterneuburger Genremaler, anschließend dann auf der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. 1919 hängte sie die Urgeschichte auf Kosten ihrer künstlerischen Tätigkeiten „an den Nagel“. Sie präferierte Techniken wie Holzschnitte, Gravur, Radierungen und Drucke – viele ihrer Werke sind heute im Stadtmuseum Klosterneuburg zu finden.


Emma Bormann unterrichtete im Lauf ihres Lebens in der Prätorius Lehrwerkstätte in München, künstlerisches Zeichnen an der Universität Wien und bereiste mit ihrem Mann, Dr. Eugen Milch, fast alle Länder Europas, die USA, Mexiko und China. Aus der gemeinsamen Ehe entstanden zwei Töchter, Uta und Jorun, die als „Globetrotter“ aufwuchsen. 1941 wanderte sie auf der Flucht vor dem NS-Regime nach Shanghai aus, wo ihr Ehemann schon seit 1923 als ausgebürgerter Jude lebte. Auf Grund der Machtübernahme der Kommunisten ging es 1950 dann weiter nach Hong Kong. Nach dem Tod ihres Mannes kehrte sie jedoch regelmäßig nach Klosterneuburg zurück, um dort mit ihrer Familie den Sommer zu verbringen. Später lebte und wirkte sie auch noch in Japan und den USA und starb mit 87 Jahren in Riverside, Kalifornien.


Emma Bormann war Zeit ihres Lebens Mitglied und Unterstützerin des Klosterneuburger Vereins Heimischer Künstler, dem späteren Künstlerbund Klosterneuburg und in unzähligen Ausstellungen vertreten. Die Frauenforscherinnen Edith Specht und Waltraud Heindl nennen sie in ihrer Publikation „Pionierinnen der Wissenschaft“ mit weiteren acht Klosterneuburgerinnnen, deren Leistungen für die Gleichstellung der Frauen um die Jahrhundertwende Bedeutung hatten – Emma Bormann war als einzige der Frauen zusätzlich zu Ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit auch Künstlerin, Ehefrau und Mutter.
 
1889 folgte der Bruder Dr. Karl Bormann, der Germanistik studierte. Sein bester Freund war Dr. Eugen Milch, Emmas Ehemann. Karl stand durch seine künstlerische Begabung in besonders engem Kontakt zu Emma und fiel 1914 an der Front in Serbien, womit die männliche Linie der Familie Bormann endete.

1892 kam DDr. Eugenie (Deni) Bormann zur Welt. Eugenie besuchte die Stiftschule, anschließend das damalige Landes-Real-Gymnasium in Klosterneuburg und schloss ihr Studium der Philosophie mit Auszeichnung in Wien ab. Während des ersten Weltkriegs diente sie freiwillig als Krankenpflegerin in Berlin. Beeinflusst durch diese Erfahrung entschied Eugenie Medizin an der Charité Berlin zu studieren und nahm anschließend 1934 dort eine Stelle als Volontärärztin an der Psychiatrischen- und Nervenklinik an. Ihre Fachgebiete waren Neurologie und Psychologie. 5 Jahre später schied sie aus politischen Gründen wieder aus und übte dann nach dem Krieg bis zu ihrer Pensionierung den Posten als Oberärztin in den Wittenauer Heilstätten aus. Sie starb 1986 in Berlin.

Dr. Elisabeth Bormann erblickte als jüngstes Kind der Bormanns 1895 das Licht der Welt. Auch sie besuchte die Schule in Klosterneuburg, maturierte dann im heutigen Gymnasium Wasagasse und studierte anschließend als eine der ersten weiblichen Studierenden Physik und Mathematik an der Universität Wien. Sie promovierte 1919, wie ihre ältere   Schwester Eugenie, mit Auszeichnung. Elisabeth ging danach nach Frankfurt und forschte mit Max Born, als dessen Assistentin, am physikalischen Institut der dortigen Universität an der Streuung von Silberatomen. Ab Dezember 1921 arbeitete sie in den Siemens-Schuckertwerken in Berlin und führte bis zu Ihrem Ruhestand Experimente im Bereich der Kabeltechnik durch. Elisabeth starb 1986 91-jährig nur 2 Monate nach ihrer Schwester Eugenie in Berlin.


14.03.2022

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